Samantha betrinkt sich auf einer Party und landet sogleich mit einem Mann im Bett (bzw auf dem Rücksitz). Dieser eigentliche harmlose Seitensprung zieht jedoch gravierende Folgen nach sich, denn der Unbekannte hat die junge Frau mit einem Virus infiziert, der grausamste Veränderungen bewirkt.
Ah, Body Horror. Seit David Cronenberg das Subgenre mit seinen allseits bekannten Beiträgen prägte, haben sich einige mal mehr, mal weniger erfolgreich an dem eigentlich relativ interessanten Thema probiert, sodass sich einige gängige Tropen und Klischees etablieren konnten. „Contracted“ nimmt sich dieser an und scheitert damit weitestgehend.
Die grundlegende Prämisse dürfte jedem vertraut sein und bietet kaum Platz für Innovationen. Wir lernen unsere Protagonistin kennen, gehen mit ihr saufen und dann findet auch schon der Geschlechtsverkehr statt, der den ekligen Infekt nach sich zieht. Im Gegensatz zum verhältnismäßig grafischen „Thanatomorphose“ wirkt „Contracted“ ein wenig zurückhaltend und versteht sich offenbar eher als Charakterstudie. Die junge Sam erscheint einem über die Zeit zumindest halbwegs nahbar, alle anderen Figuren sind eindimensionale Widerlinge. Die Macher fühlen sich offenbar dem progressiven Zeitgeist verpflichtet und präsentieren ein lesbisches Beziehungsdreieck, bei dem alle Beteiligten übersexualisierte Egomanen ohne erlösende Charaktereigenschaften sind.
Der Großteil von „Contracted“ handelt natürlich trotzdem von Sams Zerfall, obwohl dieser wirklich unspektakulär ausgefallen ist. Die großen Klassiker von Cronenberg sind dem Regisseur offenbar bekannt, doch seine Interpretation des Ganzen ist wirklich zahnlos. Sam bekommt ein paar Krampfadern im Gesicht, die Fingernägel und Zähne lockern sich und ihre Geschlechtsöffnung beherbergt auf einmal eine ganze Madenkolonie.
Man versucht gerade hier konstant auf die sexuelle Natur des Geschehens anzuspielen und daraus Schockpotential zu ziehen, aber das ist gründlich schiefgegangen. Wie so oft kann man die juicy details nur erahnen, denn man hat offenbar keine Darsteller gefunden, die vor der Kamera wortwörtlich die Hosen herunterlassen wollten (oder man hatte Angst vor den Zensoren). Das große Provozieren mit sexualisierter Krankheit fällt also flach. Bluteffekte? Auch kaum da. Das Gesicht und vor allem die Augen sehen gegen Ende ganz ordentlich aus, aber das reißt das Ruder auch nicht mehr herum.
Was bleibt also am Ende übrig? Ehrlich gesagt, herzlich wenig. Unliebsame Charaktere, eine langsame, schleppende Handlung, ein wenig Kokettieren mit Sexualität, das selbst für Amiverhältnisse prüde ausgefallen ist und einer der langweiligsten Infektionsverläufe, die man einem derart ausgerichteten Film jemals gesehen hat. Wenigstens liefert die Hauptdarstellerin eine solide Performance ab.
Fazit: „Contracted“ ist ein ereignisloser und durchweg unbefriedigender Film, der so gut wie keine Schauwerte bietet und auch ansonsten mit nichts aufwartet, was irgendwie von Belang wäre. Die Charaktere sind unsympathisch, die Handlung absolut 0815 und auch zu solidem Gore konnte man sich nicht durchringen. Wie man als Indiefilmer das eigentlich relativ leicht zufriedenzustellende Publikum derart enttäuschen kann, bleibt ein absolutes Rätsel. Finger weg!
3/10