Sunday, 3 November 2024

REVIEW: TERRIFIER 3 (Damien Leone, 2024)



Sienna, das Final Girl aus dem vorherigen Teil, wird nach mehreren Jahren der Behandlung aus der psychiatrischen Anstalt entlassen und darf zu Weihnachten ihre Tante besuchen. Zeitgleich stellt sich heraus, dass Art der Clown trotz Enthauptung erschreckend lebendig ist und auf Rache sinnt.


Art der Clown hat sich wohl zweifelsohne seinen Platz als neue Horrorikone erkämpft und erfreut sich ähnlicher – wenn nicht stellenweise sogar größerer – Beliebtheit wie seinerzeit Michael und Freddy. Nachdem sich die ersten beiden Teile von „Terrifier“ als erfolgreiche Publikumslieblinge etablieren konnten, präsentiert Damien Leone den dritten Film und das sogar mit einschlägigem Erfolg an den Kinokassen. Diesen hat sich Art auch redlich verdient, denn man hat hier den bisherigen Höhepunkt des Franchises inszeniert.


Die Anfangssequenz dürfte direkt schon die Gemüter spalten, zeigt sie doch ein wirklich heftiges Massaker an einer jungen Familie, bei dem auch der kleine Sohn nicht verschont wird. Danach wechselt „Terrifier 3“ gekonnt zwischen der Storyline um die gebeutelte Sienna und den sich nach und nach wiederbelebenden und regenerierenden Art. Dieser hat in Gestalt der verunstalteten Vicky Hayes einen weiblichen Sidekick, der vor allem am Ende eine tragende Rolle einnimmt.

Glücklicherweise hat man aus dem unglücklichen Aufbau von Teil 2 seine Lehren gezogen und auf Handlungsebene alles richtig gemacht. Sienna wird gekonnt beleuchtet und wirkt noch nahbarer und sympathischer als im Vorgänger, was vor allem mit ihrem Leidensweg zu tun hat. So darf man an ihren Halluzinationen teilhaben und sie beim unkontrollierten Schlucken von Psychopharmaka begutachten, wodurch der Zuschauer eine starke Bindung aufbauen kann, die einen merklichen Mehrwert darstellt.


Zwischendurch gibt es aber immer und immer wieder eine gehörige Portion Art, sodass „Terrifier 3“ nie langweilig wird. Man hat dem Killerclown hier endlich den Freiraum eingeräumt, den er immer schon verdient hat, sodass sich wohl keiner mehr über Längen beklagen dürfte. Thorntons Schauspiel hat noch einen Zahn zugelegt und überzeugt durch grandiose Gestik und Mimik. Durch die ebenso grandiose Vicky hat der Mörderclown nun auch eine indirekte Stimme bekommen, was sich als überaus glückliche Entscheidung entpuppt hat, denn auch hier hat man alles genau richtig abgestimmt. Auch die weihnachtlichen Aspekte funktionieren weitestgehend, ohne dass sie zu einem nervigen Gimmick ala 3D im dritten „Friday the 13th“ verkommen.





Auch was den Goregehalt angeht, hat man sich selbst übertroffen. Es könnte sein, dass „Terrifier 3“ der blutigste Film ist, der jemals mit FSK Freigabe in deutschen Kinos laufen durfte. Hier wird einem wirklich alles geboten: detaillierteste Axtmorde, Zerspaltung mittels Kettensäge, Vereisungen, Masturbation mit einer Glasscherbe (!), ausgehungerte Ratten, die gewaltsam durch Rohre in Münder eingeführt werden und und und. Der Ton wandelt hierbei stets zwischen offen pervers und überdreht humoristisch, was man in dieser Zusammensetzung noch nie gesehen hat. Das wird natürlich durch die ernsten Handlungsstränge, die sich um Sienna drehen, erfolgreich ausbalanciert, sodass ein richtig rundes Ergebnis herauskommt, bei dem man eigentlich keinerlei negative Kritik anbringen muss.


Fazit: „Terrifier 3“ ist nicht nur der bisher beste Teil der ohnehin starken Filmserie, sondern auchperfekter Fanservice. Alles wurde ideal arrangiert und ausgearbeitet, die Charaktere (insbesondere Vicky) überzeugen auf ganzer Linie und die Eingeweide spritzen wie nie zuvor. Für Funsplatter ist das Werk viel zu böse und ernst, für Torture Porn wird das Geschehen zu sehr durch den perfekt dargestellten Art aufgelockert, sodass Leone sich eine völlig neue Nische zwischen den Stühlen geschaffen und dabei einen der besten brutalen Horrorfilme der letzten Jahre kredenzt hat. Dass das Teil durch die FSK kam, darf wohl als verfrühtes Weihnachtswunder angesehen werden.


10/10