Nach einer Serie grässlicher Morde, bei denen der Mörder jedes Mal eine gläserne Libelle als Markenzeichen hinterlässt, wird der schroffe, engagierte Kommissar Scaporella auf den Fall angesetzt. Dieser sieht hierin seine große Chance, sich nach einigen Fehlern wieder auf der Karriereleiter nach oben zu begeben, gerät aber sehr schnell ins Visier des Killers.
Bei „A dragonfly on each corpse“ bzw „Todeskreis Libelle“ handelt es sich einen Giallo, bei dem allerdings nicht nur die Italiener, sondern auch die lieben Spanier mitgewirkt haben. Interessanterweise wird die Hauptrolle gekonnt von Horrorikone Paul Naschy verkörpert, den man sonst eher aus urigeren Klassikern kennt, aber ansonsten findet man viele der heißgeliebten italienischen Wahrzeichen des Subgenres.
Der Zuschauer wird anfänglich direkt ins Geschehen geworfen und kriegt umgehend einen Mord an einem Junkie und Szenen aus dem Alltag des Kommissars serviert. Letzterer ist offensichtlich eine Art Maurizio Merli Verschnitt, der zwar selbst nicht viel von Polizeivorschriften hält, aber immer das Wohl der Allgemeinheit im Kopf hat. Erfreulicherweise behält „Todeskreis Libelle“ dieses Tempo bei und führt in mehrere Settings ein, hält dem Fan rote Heringe vor die Nase und lässt im Verlauf wirklich einige Leute über die Klinge springen.
Die Hintergrundgeschichte um den Mörder, der primär aus moralischen Motiven handelt und gedenkt, die Welt von Prostituierten, Junkies und Fremdgehern zu befreien, stellt einen schönen Anreiz dar, auch wenn man Ähnliches sicher schon das ein oder andere Mal gesehen hat. Die Morde sind, wie so oft bei dieser Art Film, sicherlich nichts für den puristischen Gorehound, dafür aber gekonnt choreografiert und in Szene gesetzt, dass dem Retrofeeling nichts im Wege steht. Einige der Charaktere in „Todeskreis Libelle“ sind ein wenig ausgefallener, andere haben nur wenig Wiedererkennungswert und wegen der vielen Tode kann es eventuell zu kleineren Verwechslungen kommen.
Dafür kann man getrost verkünden, dass die Handlung immer spannend bleibt und eigentlich keinen Leerlauf aufkommen lässt. Hier hätte sich sogar der ein oder andere etablierte Italiener die eine oder andere Scheibe abschneiden können. Alles wirkt schön abwechslungsreich, der Konflikt büßt nie an Ernsthaftigkeit ein und wegen der Beziehung zwischen Scaporella und seiner drolligen Frau hat man sogar ein wenig Kontrastprogramm, das einen enormen Mehrwert darstellt. Wie so oft, lässt sich auch hier darüber streiten, ob die Poliziottesco – Anteile nicht ein wenig präsenter sind als die des klassischen Giallo, aber alles in allem ist das Endergebnis wirklich gelungen – ganz gleich wo man den Film verorten möchte.
Fazit: „A Dragonfly on each Corpse“ ist ein sehr gelungener Giallo mit starken Anleihen an den Poliziottesco-Film, der eine relativ bekannte Geschichte gekonnt erzählt. Leon Klimovskys Film verfolgt über die nötige Dynamik, die Handlung bleibt durchgehend interessant und abwechslungsreich und auch die Mordszenen haben ihre klaren Vorzüge. Genrefreunden sei dieser eher unbekannte Beitrag wirklich wärmstens empfohlen – viele häufiger genannte Titel sind weitaus weniger stark.
8/10