Sunday, 1 December 2024

REVIEW: CITY OF DARKNESS (Soi Chiang, 2024)

 


Ein Flüchtling landet in Hong Kong und endet in einer eingemauerten Stadt, in der ganz eigene Regeln herrschen. Dort freundet er sich mit dem Boss Tornado an, der den Fremden unter seine Fittiche nimmt. Als alte Rivalitäten mit anderen Mogulen wiederbelebt und die Triaden mit hineingezogen werden, wird die Situation allerdings unangenehmer für alle Beteiligten.


Mit „City of Darkness“ präsentieren die Chinesen einen Actionklopper, der in Deutschland sogar eine Kinoauswertung spendiert bekam. Obwohl die wahrlich legendären Action- und Martial Arts Filme aus HK ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, kann man deren Einfluss und Relevanz wohl keineswegs abstreiten. Ob „Twilight of the Warriors: Walled In“ diesem Erbe gerecht wird, bleibt abzuwarten.


Nach einem fulminanten und brutalen Anfang, in dem unser noch namenloser Held als waschechter Kämpfer präsentiert wird, lernt der Zuschauer die eingemauerte Stadt inklusive Bewohner kennen. Hierbei lässt sich der Film Zeit, um die Charaktere reifen und die Hintergrundgeschichten an Tiefe gewinnen zu lassen. Zunächst erscheint die Lore rund um Obermacker Tornado und die anderen beiden Anführer Tiger und Chao ein wenig verworren, aber man wird zugig zur Klarheit geführt. Natürlich spitzt sich das Geschehen rasch zu und die Triaden stiften Unheil, wie die Widerlinge die sie sind.

Wer Nonstop-Action erwartet ist bei „City of Darkness“ nur bedingt gut aufgehoben, obwohl das Marketing eventuell einen anderen Anschein erwecken könnte. Der knapp zweistündige Beitrag lässt sich in der Mittelpassage überraschend viel Zeit mit seinen Figuren, die zum Großteil überaus menschlich und nahbar agieren. So spielen sich in der wirklich gelungenen Szenerie kleine Geschichtchen rund um Leid und Freundschaft ab, die gut unterhalten und den Fan bei der Stange halten können.





Dennoch nehmen die Kämpfe im letzten Drittel viel Raum ein, sodass man ausreichend Schauwerte geboten bekommt. Die Choreographie und Inszenierung ist hierbei mehr als solide, stellenweise kommen einem die Hiebe und Tritte angenehm wuchtig vor und der nötige Ideenreichtum wird durch den Einsatz mehrerer Waffen, absurd überstarke Endgegegner und semi-mystische Komponenten bewiesen. Ob man mit den ganz großen A-List Produktionen mithalten kann, darf angezweifelt werden, aber die Production Values sind doch mehr als zufriedenstellend.


So wirklich zünden kann „City of Darkness aber trotz dieser ganzen Qualitäten nicht. Die Figuren sind zwar irgendwie interessant, werden aber in manchen Szenen so kitschig und pseudo-cool inszeniert, dass man beherzt die Augen verdrehen möchte. Ähnlich verhält es sich mit den fast schon homoerotisch anmutenden Darstellungen von Männerfreundschaften, die fast schon mit denen aus den alten John Woo Filmen mithalten können. Daran wird sich der westliche Zuschauer wohl nie gewöhnen... Ein weiteres Manko ist, dass die Martial Arts Sequenzen zwar von Grund auf solide, aber dennoch halbgar daherkommen. Die Klasse eines „Ong Bak“ erreicht man zu keiner Zeit, die finstere Brutalität eines „The Night Comes for Us“ allerdings genauso wenig. Optimal ist diese Ausgangslage auf keinen Fall.


Fazit: Mit „City of Darkness“ haben die Chinesen einen verhältnismäßig komplexen und dennoch unterhaltsamen Actionfilm geschaffen, der vor allem durch sein Setting und seine Charaktere besticht. Diese positiven Eigenschaften werden allerdings durch einige Schattenseiten, Fehlentscheidungen und ausbleibende Härte stark beeinträchtigt, sodass man hier kein Must See vor sich hat. Wirklich falsch macht man allerdings auch nichts, gerade als Fan von mainstreamtauglichen Asia-Filmen.


6/10