Thursday, 26 December 2024

REVIEW: KRAVEN THE HUNTER (J.C. Chandor, 2024)

 


Bei einem Jagdunfall wir der junge Sergei von einem Löwen tödlich verwundet und überlebt den Angriff nur aufgrund eines Zaubertranks, den ein junges Mädchen ihm einflößt. Dieser schärft seine Sinne und stattet ihn mit animalischen Fähigkeiten aus, die er einsetzt, um bösartige CEOs ins Jenseits zu befördern.


Dass Superheldenfilme seit Jahren ein wahrer Dauerbrenner sind, dürfte wohl niemandem entgangen sein, der auch nur ansatzweise mit dem Medium Film in Kontakt steht. Mit „Kraven“ bedient man sich bei dem überaus beliebten „Spider-Man“-Universum und verpasst einem Antagonisten einen eigenen Film. Dieser hat dann auch noch die nur bedingt vermarktbare FSK 16 Wertung eingeheimst, die wenig kinderfreundlichen Actionspaß verspricht.


Anfangs braucht „Kraven“ ein wenig, um sich selbst zu finden und präsentiert die relativ losgelöst wirkenden Handlungsstränge rund um Familie Kravinoff, die erst nach einiger Zeit so richtig Sinn ergeben. Der schwerstkriminelle Patriarch – hier gekonnt von Russel Crowe verkörpert – schleift seine jugendlichen Söhne Sergei und Dmitri mit auf die Jagd, wo sie Spaß am Töten entwickeln und zu echten Männern werden sollen. Der verhängnisvolle Zwischenfall folgt schnell und der Weg ist frei für jede Menge Explosion und Gewalt.

Diese Effekthascherei spielt jedoch nicht durchgehend die erste Geige, denn der Film lässt sich beachtlich viel Zeit mit seinen Charakteren und ihrer Backstory. Der gemeingefährliche Vater, der Hass, den Kraven auf ihn empfindet und das Geschehen rund um den sensiblen Dmitri, der zwischen den Fronten im luftleeren Raum hängt, formen eine tragende Säule des Werks und können ausreichend unterhalten, ohne jemals zu nervig zu werden. Der soziopathische Rhino, der den Kravinoffs die Geschäftschancen klauen will, stellt hierbei einen weiteren Mehrwert dar, der das Geschehen in „Kraven“ frisch hält.





Die Action selbst wurde solide über den Film verteilt und darf getrost als gelungen bezeichnet werden. Die Kämpfe sind abwechslungsreich gestaltet und gut choreographiert, das Blut darf viel froher spritzen als bei den kindlicheren Genrekollegen und der Held selbst kann eine gute Figur abgeben, ohne dass er zu farblos oder überzogen cool dargestellt wird. Natürlich kriegt man nichts geboten, was man nicht schon ähnlich (man will fast schon sagen: besser) gesehen hat, aber Grund zur Kritik tritt bei diesen Szenen auch nicht auf.


Anders verhält es sich da mit dem weiblichen Nebencharakter und dem Foreigner, der relativ spät als sekundärer Antagonist auftritt. Diese können nur wenig überzeugen, sorgen für mancherlei Logiklücke und wirken in ihren ruhmlosesten Sequenzen fast schon deplatziert. Ähnlich sieht die Lage bei Rhinos „Monsterform“ oder manchen Tierszenen aus, in denen das CGI erstaunlich veraltet wirkt. Dies alles kann das allgemein gelungene Gesamtbild zwar trüben, vermag aber keinen zu faden Beigeschmack zu hinterlassen.


Fazit: „Kraven“ ist solides Popcornkino, das etwas mehr Gewalt und Charaktertiefe bietet, als man vielleicht auf den ersten Blick erwarten würde. Einige Boni werden durch verzeihliche Patzer neutralisiert, sodass sich das Endresultat irgendwo in der Mitte einpendeln kann. Ganz oben spielt „Kraven“ schon alleine deshalb nicht mit, weil das Werk jenseits vom soliden Genrestandard einfach zu wenig Innovation bietet, aber Actionfans, die der Tierthematik und dem erwachseneren Ton des Beitrags etwas abgewinnen können, machen sicherlich nichts falsch.


7/10