Saturday, 4 January 2025

REVIEW: BLOODSUCKING FREAKS (Joel M. Reed, 1976)

 


Der Magier Sardu präsentiert in seinem kleinen Theater regelmäßig eine Show, in der er zusammen mit seinem kleinwüchsigen Gehilfen Ralphus Frauen auf der Bühne zu Tode quält. Die Zuschauer ahnen natürlich nicht, dass das Dargebotene nicht auf Trickserei beruht, sondern die Damen wahrlich zu Tode kommen. Doch Sardu hat auch größere Ambitionen und will Anerkennung auf künstlerischer Ebene erfahren. 


Lloyd Kaufman, Chef der sagenumwobenen Troma-Schmiede, die "Bloodsucking Freaks" vertreibt (aber nicht produziert hat), strahlt einen am Anfang der DVD an und verkündet, man habe es hier mit einem Film zu tun, der aus heutiger Sicht um ein Vielfaches verascheuungswürdiger sei als in den 70ern. Und tatsächlich, dieser Beitrag macht einerseits total Spaß, andererseits kann man ihn sich in einem von political correctness und Hypersensibilität geprägten Gegenwartsklima kaum vorstellen. Doch darin liegt letztendlich der große Reiz.


Die Handlung ist erneut mehr Ausgangssituation und passt genretypisch auf einen Bierdeckel. Die Charaktere, die irgendwo zwischen schrullig, liebenswert und verachtenswert angesiedelt sind, steuern lose auf die große Aufführung am Ende zu und der Weg gleicht einer großen perversen Sketchshow. Dies ist jedoch keinesfalls als Kritik aufzufassen, denn dies stellt eine der zentralen Stärken der blutsaugenden Freaks dar. Ständig passiert irgendwas, Leerlauf tritt wirklich kaum bis gar nicht auf und alles wirkt schön abwechslungsreich.


Die einzelnen Szenen sind wirklich beeindruckend ausgefallen und strotzen vor bösartigen Ideen, die dem Genrefreund mehr als behagen dürften. Weibliche Hintern werden als Dartscheibe missbraucht, abgehackte Finger werden zu Pokereinsätzen, nackte Frauen werden zu Tischen umfunktioniert und Opfer machen Bekanntschaft mit Sägen, Guillotinen und anderen Gerätschaften. Man bewegt sich ganz klar in Exploitation-Gefilden und präsentiert eher grindhousigen Schmutz als Blutlachen- der klassische Splatterfan kommt also nur bedingt auf seine Kosten, Freunde des unnachahmlichen 70er Flairs aber umso mehr.





Interessanterweise könnte man die größten Kritikpunkte zeitgleich als die gewichtigsten Tugenden von "Bloodsucking Freaks" ansehen. Die Ausrichtung ist durchgehend menschenverachtend, was vor allem durch den Humor, der die konstanten Erniedrigungen begleitet, intensiviert wird, das Geschehen wirkt durchgehend latent grotesk und die konstante Nacktheit und Gewalt kann stellenweise fast schon in Reizüberflutung ausarten. Aus heutiger Sicht könnte der Film stellenweise als sperrig oder schwer zugänglich wahrgenommen werden, andere werden sicherlich das Fehlen von klassischen Spannungsmomenten monieren. Das alles kann das Gesamtbild aber keineswegs trüben, denn wer diese Art von schwarzem Humor und die Retrokomponente wertschätzt, wird aber wirklich kongenial unterhalten, ohne sich auf pseudomoralische Kompromisse einlassen zu müssen. 


Fazit: "Bloodsucking Freaks" ist 70er Exploitation in Reinform und traut sich, niederste Bedürfnisse unverblümt anzuerkennen und mit einer ordentlichen Portion Spaß zu versehen. Rundumbedienung für Schmutzfinken! Diese amoralische Albernheit bietet eigentlich nur Raum für Höchst- oder Mindestwertungen - hier wird stolz die letztere vergeben.


9/10